Brief an einen Freund

18.01.2013 05:12

Brief an einen Freund

Du stehst vor mir, nah, zum greifen nah!

Ich strecke meine Hand nach dir aus, in meinen Fingerkuppen beginnt es zu prickeln, ein altbekanntes Gefühl.

Mein Blick fixiert deinen, gefesselt, unfähig auch nur zu blinzeln, stehen wir da.

Meine Lippen öffnen sich, versuchen dir mitzuteilen, dass du mir gefehlt hast, es mir gut tut, dich wieder in meiner Nähe zu haben. Doch ich kann nicht, meine Worte bleiben stumm, erreichen dich nicht.

Dein Antlitz verblasst, immer mehr, und verschwindet schliesslich vollständig.

Meine Hände greifen ins Leere, in die Dunkelheit, die übrig bleibt.

Noch bevor ich die Augen öffne, realisiere ich, dass es wieder nur ein Traum war. Er hinterlässt einen fahlen Nachgeschmack, wie sie es immer tun, die Träume von dir.

Lange warst du weg, hast mich nicht mehr besucht und es ging mir nicht schlecht dabei.

Warum kommst du nun zurück, gerade jetzt? Oder warst du gar nie weg, alles Illusion?

Verwirrt stehe ich da und betrachte mich im Spiegel. Traurige Augen blicken mir entgegen, Enttäuschung hat ein Gesicht.

Was ist geschehen? Ich dachte du bist passé, gehörst meiner Vergangenheit an.

Alles was uns je verbunden hat, in eine Kiste gepackt und diese in die hinterste Ecke des Schranks verstaut, die Erinnerungen weit weggesperrt. Für immer, ein Trug.

Aus den Augen aus dem Sinn, so dachte ich. Wobei das bei uns nie funktioniert hat, wir waren stets miteinander verbunden, egal in welchem Abschnitt des Lebens wir uns gerade befanden. Trauer, Wut, Angst, alles haben wir geteilt und geteiltes Leid ist halbes Leid.

Du bist der einzige Mensch, der mich je verstanden hat, sich in meine Gedankenwelt versetzen konnte und ich habe dich in meine Welt gelassen. 

Nun hast du dich abgewandt, hast abgeschlossen, mit mir. Ich versuche zu verstehen weshalb, doch die Gründe bleiben unerklärt, du möchtest sie mir nicht sagen, alles bleibt im Verborgenen. Ich kann es nicht ruhen lassen, ich muss Gewissheit haben. Rede mit mir, bitte!

Tränen füllen meine Augen, fliessen warm und tröstend über mein Gesicht.

Du fehlst mir, so schrecklich! Hinterlässt eine Lücke, die niemand mehr füllen kann.

 

Farewell…

 

S. - Philosophy for less

 

 

 

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